~Willkommen~ |
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Caleb konnte sich gerade rechtzeitig davon abhalten, nicht erneut mit der Zunge zu schnalzen. Stattdessen wurden seine Mundwinkel von einem schmunzeln umspielt. "Ich zweifle an einer Frau, welche zwar eben diese Fähigkeit besitzt und doch nicht den Grund für mein heutiges Kommen sehen konnte." er würde ohne zu zögern auf dieses Spiel eingehen, zu sehr verfiel sein Alltag einem unangenehmen Trott, welchen er immer weniger entfliehen konnte. Es war paradox, dass Leben, welches er für sich selbst gewählt hatte und lange angestrebt und vorbereitet hatte, nahm nun eine Seite an, welche sich wie ein Schatten über seine Ansichten legte. "Vielleicht liegt es auch daran, dass eine, wie Sie es ausgedrückt haben, von Anbeginn der Zeit, unparteiische Person, es nicht nachvollziehen kann, wie die Völker zueinander stehen und aufeinander reagieren. Allerdings will ich auch nicht um Ihr Mitgefühl betteln. Gerade durch all die Vergangenheiten sollten Sie wissen, warum wir handeln, wie wir handeln. Nur bei Ihnen," die schmalen grünen Augen fixierten die sehende Dame. "weiß keiner, woran er ist und was Sie zum handeln bewegt. Sie wissen alles über uns, aber wir kommen blauäugig und unwissend zu Ihnen. Im absoluten Vertrauen auf ihre Worte, auf ihr handeln."


Ein ermüdendes seufzten entwich der Frau, während sie sich durch die Haare fuhr. "Glauben Sie mir Caleb, auch wenn sie denken Sie tragen eine große Last, aufgrund ihrer Position, auf den Schultern, so ist es nicht die größte." Sie verschränkte ihre Arme vor dem Körper und schaute durch den Raum. "Ich sehe vieles, doch es gibt so viele Seelen auf der Welt, dass es auch für mich manchmal zu viel ist. Im Grunde bin ich auch nur eine Seele wie alle anderen. Dabei kann ich nicht bestimmen was ich sehe und aus welcher Zeit es stammt, sodass ich viel darüber viel nachdenke." Ihr Blick wanderte zur Decke, ehe er langsam zurück zu ihrem Gesprächspartner kehrte. "In dem Fall der Mischlinge habe ich so gehandelt, dass das wohl der Mischlinge im Vordergrund stand oder immer noch steht. Viele Mischlinge haben ein schweres Schicksal erlitten oder es wird noch auf sie zukommen. Ich versuche dabei, den bestmöglichen Beschützer zu suchen." Erklärte sie Caleb ihr Handeln innerhalb des Vertrages. "Sie ist unheimlich stark und ich wette sie merken jeden Tag, dass ihre Kräfte nicht abnehmen sondern zunehmen, also kam für das Mädchen nur jemand in Frage, welcher ebenfalls über viel Kraft verfügt. Aus diesem Grund habe ich mich als erstes auf Alphas im allgemeinen konzentriert, doch diese waren ebenfalls zu schwach, also habe ich mich auf die Großen Fünf konzentriert, wo sie unweigerlich dazu gehören." Sie machte eine kurze Pause, wobei sie tief durchatmete. "Sie können sich sicherlich denken, wie es ausgegangen ist. Sie sind mit der einzige, welcher sich mit viel Zeit und Aufwand um die Gebissenen kümmert und stellen Sie sich mal vor, ich hätte sie zu dem Süden geschickt. Da ginge es ihr sehr schlecht, aber das muss ich Ihnen ja nicht sagen. Die anderen kamen auch nicht in Frage." Wieder hörte man die schwer atmen. "Und wenn sie so sehr an mir zweifeln und nichts über mich wissen, dann stellen Sie mir doch einfach die Fragen, die sie beschäftigen und dann werden sie ja sehen, wie weit ich sie beantworten kann."

Caleb verfolgte die Worte der alten Frau und doch schafften diese es immer wieder ihn in Erinnerungen zu werfen, aus welchen er sich gerne in einer solchen Situation raus halten wollte. Er hatte nie vorgehabt sie zu vergessen und doch behinderten sie seinen sonst so klaren Kopf. Die Seherin hatte recht, unter den großen fünf war es eine Seltenheit, dass jemand Mischlingen einer anderen Art aufgeschlossen gegenüber war. Bis vor ein paar Monaten konnte dies von sich nur der Osten behaupten. Dieser lebte bereits seit einigen Jahren im Einklang mit allem Paranormalen. Viele waren in sein Revier geflüchtet, während der großen Jagd und er hatte sie alle aufgenommen. Trotz der starken Kritik, welche ihm von den anderen Vieren entgegen gerufen wurde, blieb er standhaft, eine Tat für die ihn Caleb innerlich bewunderte. Alle anderen haben ihre Position gegenüber den Elfen beibehalten, nur Caleb hatte sie nun nach außen hin ändern müssen. Er überlege oft, ob er den Osten um eine Hilfestellung bitten sollte, doch stets stand sein eigenes Ego zwischen dieser Entscheidung. Und doch saß er hier und fragte nach dem Ort für die Hilfe eines Mischlings. Der Süden hätte ihn längst getötet, damit stimmten die Meinung der Seherin und seiner ebenfalls über ein. Er hätte ihn aus dem gleichen Grund ermordet, wie es auch Caleb sollte. Die grünen Augen nahmen erneut einen verklärten Ausdruck an, ein Zeichen, dass die Gedanken des schwarzen Wolfes weit entfernt waren. Sie waren tief in eine Zeit versunken, welche voller Reue und Schmerz war. Ihr Name lag auf seiner Zunge, als ihr Bild vor seinen Augen auftauchte. Ihr Lächeln, ihre Stimme, wie sie ihn rief und ihr glückliches Gesicht, wenn sie über die Dinge redete die sie liebte. Nur mit einem dumpfen Geräusch, drangen die letzten Sätze der Seherin zu ihm durch und verhinderten so, dass er sich gänzlich vergaß. Ein Wimpernschlag, dann ein nächster, langsam klarte das grelle Grün des Wolfes wieder auf. Diesmal gab es kein Räuspern, kein Zeichen, dass er sein zögern über spielen wollte oder zurück zum Thema finden wollte. Stattdessen suchte er viel mehr nach einer Frage, welche er die Frau schon immer fragen wollte, jedoch war es unmöglich eine in diesem Augenblick ausfindig zu machen, zu stark war er von den Erinnerungen betäubt.
Caleb betrachtete die Seherin, als würde er in ihrem Gesicht eine Antwort finden oder wenigstens eine Hilfestellung für das Beantworten ihres Angebotes. "Hätte ich sie retten können?" verließ eine unbeabsichtigte Frage seine Lippen. Es war eine Sekunde der Schwäche, welche Caleb nur wenige Augenblicke später bereute, denn es war eine Schwäche, welche er durch sein Tun nicht verbergen konnte. Nicht mehr. Schnell nahmen seine Augen jedoch den gewohnten Glanz an, allein um seinen wahren Gedanken zu verschleiern. "Wäre es möglich gewesen, das Erwachen des Mischlinge zu verhindern? Wenn man bereits vorher, ohne wissen dessen diese Steine verwendet hätte oder einen Versucht gestartet hätte ähnlich Ereignisse von ihm fern zu halten? Wäre es dann möglich einen Mischling für immer schlafen zu lassen?" Caleb war wieder ganz zurück in seinem bekannten Ich, nur der bittere Geschmack auf seiner Zunge, verriet ihm, dass seine erste Frage ganz und gar nicht einem Mischling galt.
So sehr Caleb nun auch wieder versuchte den Unnahbaren zu spielen, so wusste sie, mit wem er seine ersten Worte meinte.
Ein mitleidiger Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit, den sie kaum einer Person zeigte- wenn nicht sogar nur einer.
Immer wenn sie diesen Gesichtsausdruck annahm sah sie nicht nur die Person, sondern um sie herum ein riesiges Gemälde, was das Leben der Person zeigte, warum er zu dem geworden ist, der nun vor ihr war.
So atmete sie schwer aus, womit Calebs Geschichte langsam verschwomm. "Dort wo der Tod ist, wird auch immer der Tod bleiben." War ihre ehrliche Antwort auf seine erste Frage. "Viele Mischlinge leben und sterben als Menschen, da sie es geschafft haben ein Leben im Einklang mit sich und ihrer Umwelt zu führen, doch Marú war das nie vorbestimmt gewesen. Selbst als Kind wies sie schon Unmengen an Kraft auf, sodass sie jede erdenkliche Situation aufgeweckt hätte. Da war nicht mal die Arbeit des Silvermysten nötig, der das alles noch verstärkt hat. Eine einfache Liebschaft oder eine Überraschung- das hätte schon gereicht." Erklärte die Seherin, während einige Blitze in ihren Augen aufflackerten, da ihr Bilder aus der Kindheit des benannten Mischlings aufkamen. "Ich kann Ihnen sagen, dass es ihnen vorbestimmt war, die Kräfte von ihr zu bändigen. Ob es Ihnen gelingen wird, steht auf einen anderen Blatt Papier." Fasste die weißhaarige Frau sachlich zusammen.

Caleb war der wissenden Frau unbewusst dankbar, dass sie seinen ersten Worten Gehör geschenkt hatte und doch verschloss er sich vor seiner eigenen Reaktion auf ihre Worte. Viel mehr war sein Kopf nun mit anderen Bildern gefüllt. Sie sagte, er wäre dafür bestimmt gewesen, ihre Kräfte zu bändigen. Dennoch erinnerte er sich zurück, wie sie jede Chance genutzt hatte, ihm zu widersprechen und ihn und die Welt, in welcher er lebte, und und welche auch sie gehörte, abzulehnen. Er war bestimmt ihr zu helfen, aber sie nie dazu ihn zu verstehen. So würde er sie niemals akzeptieren. Aber von dem Wolf wurde auch nie verlangt die Mächte zu akzeptieren, welche er nun bändigen musste. Stattdessen wurde von ihm verlangt, sich gegen sie zu stellen, ungeachtet dessen, wie stark sie waren.
"Können diese namenlosen Steine, diese Unmengen an Kräften dann auch zügeln oder ist das Aufsuchen von ihnen aussichtslos? Denn, auch wenn die Kräfte des Mischlinge so überragend bereits vor dem Ausbruch waren, so waren sie nicht von außen erkennbar. Bis zu letzt hatten sie tief in ihm geruht. Man hatte kaum wahr genommen. So muss auch der Silvermyst von ihnen überrascht wurden sein." eine kurze entstand nach Calebs Worte, ehe sich seine schmalen Augen, welche zuvor leicht gesenkt wurden waren, wieder nachfragend hoben. "Oder ist dem nicht so?" er hob seine linke Braue, während er seinen Worten noch etwas hinten ansetzte. "Bestünde die Chance, dass er gewusst hatte, wer oder was der Mischling war?"


"Bei den Steinen kommt es ganz genau darauf an, wie sie verwendet werden. Wenn Sie richtig verwendet werden, dann können Sie es schaffen, dem Mischling einige ihrer Kräfte zu nehmen." Sie versuchte ihre Worte so zu wählen, dass sie ihm nicht die Zukunft verriet, die ihm mit dem Mädchen noch gegeben war.
So schwer es auch war die Zukunft der Welt und all ihren Bewohnern zu wissen, so schwer war es auch, all den Lebewesen nicht ihre Zukunft zu verraten, auch wenn es nur ein einziges Wort war.
"Außerdem waren die Kräfte von ihr schon seit ihrer Geburt erkennbar, wenn auch nur für die, die genau hingesehen haben." Sie machte eine kurze Pause in der sie ihre Tasse wieder befüllte, da es so schien, dass dieses Gespräch noch einige Zeit andauern würde. "Es bestand nicht nur die Chance, dass er es wissen könnte, er wusste es eindeutig wer sie war. Warum hätte er denn sonst den Mischling töten wollen? Ich dachte Ihnen ist das klar, weshalb der Silvermyst in Kauf genommen hat, dass ihre Kräfte ausbrechen. Er war fest der Überzeugung, dass sie an dem vergangenen Tag ihr Ende finden würde." Erklärte sie es, worauf sie wieder einen Schluck Tee trank. "Deshalb sind die Silvermysten doch auch so erpicht sie in ihre Finger zu bekommen. Sie ist eines der unberechenbarsten, wenn nicht sogar gefährlichsten Wesen die auf der Welt wandeln."
Sie hatte sogar noch nicht die vollen Ausmaße ihrer Kräfte erlangt, doch das war ein Teil der Zukunft, welcher so viele verschiedene Zukünfte hatte, wobei nicht in jeder Zukunft ihre gesamten Kräfte freigesetzt werden. Aus diesem Grund verschwieg sie hellhaarige Frau es dem Mann vor sich.

Caleb bereute, was er gesagt hatte, kaum hörte er die Antwort seiner Gesprächspartnerin. Jedes ihrer Wörter war keineswegs neu für ihn, sodass es nicht einmal von Nöten gewesen war, sie etwas derartiges zu fragen. Er hatte sich weder damals noch tat er es nun, sich mehr als nötig mit dem Volk der Silvermysten auseinander gesetzt. Für ihn würden sie ewig das neidvolle Volk bleiben, was sie waren und er würde niemals Reue gegenüber einem Mord an ihnen zeigen. Dafür lagen schon zu viele hinter ihm. Der Wolf sah den leblosen Körper, des letzten Silvermyst auf seinem Weg, vor sich. Er hatte also gewusst, wer der Mischling war und hatte sich dennoch die Mühe gegeben eine menschliche Hülle vorzuspielen. Mit dem heben des Blickes, bemerkte Caleb, dass er seinen letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte, anscheinend handelte sein Körper immer noch ohne seine völlige Kontrolle. "Warum macht man sich die Mühe?" setzte er nun an sein vorher gesagtes an. "Als wolle er sich selbst beweisen was der Mischling war. Zu dem muss er doch mitbekommen haben, dass wir ebenfalls dort waren. Und doch handelte er so auffällig. Nach derartigen handeln hatte er den Tod nur verdient." der schwarze Wolf lehnte sich ein Stück zurück, die Hände wieder in seinen weiten Hosentaschen.


"Ja er hatte sich die Mühe gegeben ein Mensch zu sein. Viele Personen um dem Mädchen herum tragen eine Maske, die ihre wahre Gestalt vor aller Welt verschleiert. Die Silvermysten sind nicht die einzigen, vor denen sie beschützt werden muss." Ein unauffälliges Nicken begleitete ihre Worte.
"Ist die Frage über die Mühe nicht überflüssig?" Fragte sie, ohne eine Antwort darauf haben zu wollen. "Dieses Volk wollten sie Tod sehen und jetzt umso mehr. Dem Mann, der ihre Kräfte geweckt hatte, war der Preis für ihren Tod egal. Ob nun ihre Kräfte ausbrechen oder er auch sterben würde, es war ihm alles recht, solange sie am Ende auch nicht mehr atmen würde. Vielleicht ist er dadurch unachtsam geworden. Immerhin war ihm auch egal, dass sie auch anwesend waren." Die jung aussehende Frau verstummte kurz, bevor sie wieder ihre Stimmer erhob und ihren Gegenüber wieder ansah. "Er war an dem vergangenen Abend einfach zu langsam, oder sie waren schneller, als er glaubte Zeit zu haben. Es kommt darauf an, wie man es sehen möchte. Doch er hatte in einem Moment gezögert, in welchem sie schnell waren. Dazu hatte er seine Chancen nicht rational eingeschätzt. Er hatte geglaubt sie töten zu können, auch wenn sie kaum einen Meter entfernt waren."

Caleb gab ein abschätziges Geräusch von sich, als er an den Anblick des wütenden Silvermyst zurück dachte. Wenn man plante jemanden zu töten, sollte man sich nicht in dem Rausch der Vorfreude benebeln lassen. Wölfe wussten besser als jeder anderer, wie berauschend dieses Gefühl war und doch war es eben dieses Wohlfühlen, welches die größte Gefahr mit sich barg. Seine grünen Augen fingen erneut den Anblick der Seherin ein, dieses Mal mit dem erneuten Versuch, etwas in ihren Augen lesen zu können. Was hätte sie getan, wenn er in jener Nacht nicht schneller gewesen wäre? Wenn er eine Minute zu lange den leeren Worten der Gäste zugehört hätte. Hätte sie ihn bereits zuvor aufgesucht und ihm einen Rat gegeben oder hätte sie für ein anderes zufälliges Wunder gesorgt, mit welchem der Mischling überlebt hatte. War es nicht ein stück zu fahrlässig, sich in dieser Nacht vollständig auf die launische Natur eines Wolfes zu verlassen? In Gedanken lachte der Wolf humorlos auf. Er konnte sich noch so viele Möglichkeiten versuchen auszumalen, am Ende hatte die Seherin jede bereits mehrere Male durchlebt. Am Ende wusste alleine sie, dass er in dieser Nacht niemals zuspät gekommen wäre.
"Dann hoffe ich, dass die Silvermysten ähnlich handeln, wenn ich das nächste Mal vor ihnen stehe, mit einer Bitte. Werden sie dem Mörder eines ihrer Kinder denn diese Steine austeilen oder sollte ich mir lieber sofort einen anderen Weg überlegen?"


"Wie ich schon gesagt habe, sie suchen am besten jemanden auf, welcher von dem Volk stammt, jedoch von ihm abgewandt lebt. Es muss eine Person, die weder über ihre, noch über die Handlungen anderen Seele urteilt. Manche der Silvermysten leben von seinen Regeln abgewandt und an abgelegenen Stellen der Erde, um ihre Ruhe zu haben." Erklärte sie ihm die Umstände des Auffindens der Steine. "Wenn sie dieser Person ihre Umstände erklären, dann haben sie eine Chance zwei Steine zu bekommen." Wieder trank sie einen Schluck aus der Tasse vor ihr. "Wenn sie sich mal von ihrer guten Seite zeigen, werden sie bestimmt noch bessere Chancen haben." Ein kleines Grinsen blitze in ihren Mundwinkel auf, genauso wie sich wieder in ihren Augen etwas regte, auch wenn es zu verschwommen war, um etwas zu erkennen.

Caleb Grayson zog seinen linken Mundwinkel gequält lächelnd nach oben. Sie wussten beide, wie viel Überwindung es ihm kosten würde, kontrolliert diesem Treffen entgegen zu treten. Die Tatsache, dass er diesem alten Fein, aufgrund eines Mischlings, gegenüber trat, erleichterte seine Missgunst keineswegs. Viel mehr sehnte Caleb der vorherigen Ruhe nach. Die Ruhe, bevor der blonde Mischling seinen Alltag auf den Kopf stellte. Jeden tag unzählige Diskussionen, wenn er ihm nicht, wie jetzt, aus dem weg ging, das Handeln eines kleinen Kindes, verbunden mit dem naiven Trotz eines solchen... Der Schwarzhaarige schloss für einen Augenblick die Augen, mit dem Ziel die Gedanken an den Mischling zu vertreiben. Er würde sich nur den tag unnötig erschweren, zu dem würde Nachtrauern seine Situation nicht ändern. "Ich werde mein Bestes geben, eine solche Person zu finden." kommentierte er die Antwort auf seine Frage. "Wobei..." er zögerte, auch wenn dieses lediglich einem kurzen ausdruckslosen Blick seinerseits galt, welcher er der Seherin widmete. "Sie wissen ja bereits ob und wie ich es schaffe." mit diesen Worten erhob sich der schwarz gekleidete Mann von seinem Stuhl. Er schloss sein Jackett, welches er zuvor über die zwei Knöpfe geöffnet hatte. "Dann empfehle ich mich und bedanke mich für Ihre Zeit und ihre Antworten." lautete sein formeller und höflicher Abschied. Dennoch lag in dem sanften Nicken und den Blick seiner schmalen Augen, ein Ausdruck der Dankbarkeit. Der Dank für Worte welche nicht ausgesprochen wurden und das verständnisvolle Wissen, welches alleine sie in sich trug.


Sie erhob sich ebenfalls, kaum hatte er sich aufgerichtet. "Ich kenne viele verschiedene Arten ob sie es schaffen und wenn dann um welche Umstände es passiert." Sie stimmte in das Nicken mit ein, während sie den Weg zur Tür einschlug. "Ich lege Ihnen ans Herz ein wenig sanfter mit demjenigen umzugehen, von welchem sie die Steine möchten. Es kann noch einiges mit sich bringen, eine friedfertige Seele in die enge zu treiben oder gar zu provozieren." Ihre Worte klangen so, als würde sie nicht nur die Silvermysten damit meinen, sondern die auch die junge Frau, welche nun unter seinem Dach lebte. Damit öffnete sie die Eingangstür, um Caleb den Weg nach draußen zu weisen. "Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und eine gute Heimreise. Sie sind bei mir immer willkommen." Fügte sie noch als letzten Satz hinzu, wobei man einen sanften Ausdruck in ihren Augen erkennen konnte.

Caleb neigte den Kopf und brachte damit der wissenden Frau seinen Respekt dar. Eine Geste welche tief aus seinem Inneren kam und keineswegs mit Hochmut oder Hohn gemischt war. "Haben Sie vielen Dank für ihre Zeit und," eine kurze Pause entstand, in welcher sich der große Mann wieder aufrichtete. "haben Sie Dank für das Angebot. Wer weiß, vielleicht komme ich ja doch wieder darauf zurück." er war sich der Zweideutigkeit seiner Worte bewusst und so kehrte er der Seherin den Rücken. Mit dem umkehren verschwand jeder aufgesetzter Gesichtszug und machte einem kalten Gesicht Platz. Einem Gesicht, welches tief hinter den kalten Augen die schmerzhafte Erinnerung an vergangene Tage trug. Das Gespräch war ihm eine Hilfe gewesen, dies konnte er keineswegs bestreiten und doch hatte es Türen geöffnet, welche er lieber nicht wieder geöffnet gesehen hätte. Auch wenn ihm deren altes Scharnier jede Nacht seinen Schlaf raubte. Caleb würde den Weg zurück zum Anwesen nicht auf menschlichen Wegen zurücklegen, zu sehr war er aufgewühlt, als das er jetzt in eine ächzende Kutsche steigen könnte. Während er noch der Straße in Richtung Wald folgte, öffnete er sein Jackett und löste den Knoten seiner Krawatte, so dass er sie offen um seinen Hals trug, das schwarze Hemd dabei ebenfalls mit vier Knöpfen geöffnet. Der Wolf benetzte seine Lippen mit seiner Zunge, wobei er die Augen flüchtig zum Himmel richtete. Er würde diese Nacht nicht zur Ruhe kommen, dass konnte er bereits jetzt fühlen. Er sehnte sich die Zeit zurück, in welcher er die Bilder einfach auslöschen konnte und unbeschwert leben konnte. Sie zu ignorieren schien mit jedem Tag schwerer zu werden. Ein leises, aber kraftvolles Knurren ertönte aus seinem Inneren. Der Ruf der Freiheit, der einzige Zustand, welcher seinen Kopf beinahe komplett befreite. Das einzige wonach sich der Wolf in diesem Augenblick sehnte. Freiheit.


Auch wenn seine letzten Worte an Sie schwammig klangen und man hätte daraus schließen können, dass es ihre letzte Begegnung war, so wusste die Seherin es besser. Sie wusste wo er nun hingehen würde und warum er das nun tat.
Er war eine der Seelen, die viel trug. Er mag vielleicht nicht derjenige sein, welcher am meisten zu tragen hatte, doch wenn man die Welt mit seinen Augen sah, könnte ein schwacher Charakter daran zerbrechen.
Doch wusste die silberhaarige Frau, dass am Ende alles gut gehen würde. Dass egal wie viel passieren würde, er am Ende des Tages doch schlafen könnte.
Tief atmete die Frau ein und wieder aus, bevor sie die Tür schloss und sich somit die Sicht auf den dunkelhaarigen Mann verwerte.
Den Blick auf das Holz gerichtet hielt sie kurz inne.
"Lang ist es her, nicht wahr?"

Es war ein Kichern, was der Frau als Antwort diente. Es war kein leises Kichern, aus einem Versteck, viel mehr war es ein offenes auflachen, welches am Ende an das Zischen einer Schlange erinnerte. Der ungebetene und doch erwartete Gast, lehnte sich auf dem Stuhl zurück, auf welchen noch vor ein paar Minuten der Wolf gesessen hatte. Er hatte sein linkes Bein auf seinem rechten Knie abgelehnt, den Rücken aufrecht gegen die Rückenlehne angelehnt. Vor ihm auf dem Tisch lag bereits ein geöffnetes Schachbrett, auf der einen Seite standen die weißen Figuren, auf der anderen, vor ihm, die schwarzen. Zwischen seinen dünnen, langen Fingern hielt er eine schwarze Figur, welche die Dame in einem Schachspiel verkörperte. Der Gast war das komplette Gegenteil seines Vorgängers. Der Anzug, welcher ihm auf dem Leib lag, erstrahlte in den grellen Farben eines Sommertages, als wolle er die wahre Farbe des Trägers verdecken. Seine Hose trug die Farbe grün, während sein Jackett blau war, die darunter liegende Weste schaute mit einem dunklen rot unter dem Jackett hervor, sein Hemd besaß weiße und hellblaue Streifen und die heutige Krawatte leuchtete in einem Gelb. Seine Schuhe besaßen als Grundfarbe weiß, jedoch besaßen sie an der Spitze und am oberen Rand schwarze Musterungen. Auch trug der Gast einen Hut, welcher jedoch nur die Hälfte hoch war, wie ein Zylinder und auch die Krempen waren kürzer, sodass er ihn ohne Probleme tief in die Stirn ziehen konnte. So war es einfach seine Augen zu verdecken, sollte er auch nur leicht seinen Kopf nach vorne neigen. An seinem Stuhl lehnte auch ein roter Stock, welchen der Gast noch vor wenigen Sekunden in der Hand gehalten hatte. Alleine dem Aussehen geschuldet, war es beinahe unmöglich auf die Herkunft des Mannes zu schließen, lediglich seine Augen vermochten diese zu verraten. In dem blassen Gesicht, fixierten zwei viel zu schmale Augen die Figur vor ihnen. Das rechte Auge passte sich seinem farbenfrohen Auftreten an, mit einer giftgrünen Farbe, im Gegensatz zu seinem linken, welches einen Wirbelsturm aus den Farben weiß, grau und schwarz beinhaltete. Doch es war die Form seiner Pupille, welche seine Herkunft verriet. Statt rund wie die eines Menschen zu sein, war nicht mehr als dünner Strich. Es waren die unverwechselbaren Augen einer Schlange. Allerdings trug der Gast seine Haare so, dass seine Augen trotz Hut, oft von diesen verdeckt wurden oder wenigstens umsäumt wurden.
„Hast du mich vermisst?“ jedes von ihm gesprochene Wort, wurde begleitet von einem unnatürlich breiten und spitzen Lächeln, seiner dünnen Lippen. Ein Lächeln womit seine Augen noch schmaler wirkten. Es war keineswegs an seiner Aussprache festzustellen und doch klang in seiner Stimme oft das leise Zischen einer Schlange mit. Die langen Fingernägel drehten die Figur, als würde der Mann etwas an ihr suchen. „Hat sich der Wolf deine Schulter für seine Klagen ausgeliehen?“ Die Bewegung seiner Finger hielten inne und er hob den Kopf, doch konnte man kaum ausmachen, ob die Augen den Betroffenen wirklich ansahen. „Er muss ja geradezu verzweifelt sein.“ erneut ertönte das amüsierte Kichern, wenn auch dieses Mal leiser. „Vielleicht wendet er sich in nächster Zeit an mich.“ auch wenn er eine Frage stellte, so gab er kaum genügend Zeit diese zu beantworten, denn schon sprach er seinen nächsten Gedanken aus. Stets mit einem beglückten Unterton, als würde er auf jedes Lebewesen hinuntersehen, ungerührt von ihrem Zustand, viel mehr erheitert von ihrem Zwiespalt.


"Warum sollte ich dich vermisst haben?" Stellte sie die Gegenfrage auf seine erste Frage, als sie sich umdrehte und die Tür hinter sich ließ. "Ich weiß doch ganz genau, wann du erscheinst, weshalb ich dich schon erwarten kann." Sie ging um den Tisch herum, zu dem bunt gekleideten Mann.
"Er hatte einige ungeklärte Fragen, die ich ihm zum großen Teil beantworten konnte. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich aufsuchen würde. Er ist doch recht Willensstark." Beantwortete sie nun seine nächste Frage, blieb jedoch stehen und legte ihre Hände auf die Lehne des Stuhles. "Kann ich dir das übliche anbieten?" Stellte sie auch schon die nächste Frage, wobei sie den Blick aus seinen Augen suchte.
Es war nicht neu, dass er dort saß, doch es war immer wieder aufs neue faszinierend ihn zu sehen. So viel ihr Blick kurz darauf auf die Figur in seiner Hand. Er musste wieder einen Handel vor sich haben, weshalb er nun auch wieder hier bei ihr saß.

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