Der Junge sah dem blonden Mädchen verwirrt hinterher, doch gerade als er sie zurückhalten wollte, lud Caleb sie nach oben ein. Der Westen folgte ohne eine direkte Antwort und sah stattdessen zu seinem Beta. "Kommst du?" dieser zögerte allerdings.
"Wäre es möglich wenn ich hier unten bleiben könnte?" er drehte sich flink um und erfasste Marú an ihrem Oberarm, um sie vom weiteren gehen abzuhalten, ohne sie allerdings herum zu drehen. "Ich würde mich so gerne mit Marú unterhalten. Wir sind so selten außerhalb des Feldes und endlich kann ich mich mal mit einer Elfe unterhalten." plötzlich zuckte der Junge zusammen, als er in die kalten grauen Auge des blonden Mannes sah. Augenblicklich senkte er den Kopf, als würde er sich erneut verbeugen. "Natürlich unterliegt diesem Wunsch, Ihrem Einverständnis." auch wenn er es sich gewünscht hatte, so antwortete sein Alpha nicht sofort und gerade als die Pause unerträglich wurde, wollte der Beta Marú wieder freigeben. Doch dann erhob der Westen die Stimme. "Ich stell dir die Gestaltung frei."
Lucis Kopf schnellte hoch und erstrahlte seinen Alpha voller Dankbarkeit an. "Haben Sie vielen Dank!" während der Junge immer noch seinen Kopf dankbar gesenkt hielt, machten sich die Männer daran die Treppen zu erklimmen, um abgeschieden von allem sich über wichtigere Dinge unterhalten zu könne. Kaum hatten sie die zweite Etage erreicht gab Lucis dann auch Marú frei und lächelte die entschuldigend an, seine Hand fuhr dabei erneut durch das dichte schwarze Haar. "Tut mir leid, dass ich dich so grob festgehalten habe."

Lucis folgte ihrem Blick und antwortete ihr in Form eines kräftigen Nickens. "Sehr gerne. Kutschfahrten erschöpfen einem einfach viel zu sehr." bei dem Gedanken an die vergangene Reise musste der junge Mann unweigerlich seufzen, wobei er seine Schultern hingen ließ. Zu beginn waren sie noch als Wölfe unterwegs gewesen, doch desto östlicher sie gekommen waren, desto dichter folgten Städte aufeinander, sodass eine derartige Weiterreise zu gefährlich gewesen wäre. Entgegen seines sehr förmlich gekleideten Alphas, hatte Lucis auf die schwarze Jacke verzichtet. So trug er lediglich die gleiche schwarze Hose, die Stiefel und das weiße Hemd. Dieses hatte er bis zu seinen Ellenbogen hochgekrempelt, wobei er auf diesen Weg die auffälligen Narben an seinen Armen offen legte. Er trug einmal an beiden Handgelenken breite Risse in der Haut und ab dem Handgelenk über dem Unterarm zogen sich beinahe parallel verlaufende dünne Narben, diese wurde durch eine einzige Narbe durchzogen, welche sich über fast gesamten Unterarm zog.
Als sich Lucis nach vorne beugte, rutschte ihm sein etwas längerer Pony zwischen die auffällig gefärbten Augen. Er streckte seine Hand nach Marú aus, jedoch verfehlten sie ihr Gesicht und griffen gezielt daneben. Mit einer behutsamen Bewegung fuhr er ihre blonden Locken hinter ihr Ohr. "Man erkennt ja kaum, dass du eine Elfe bist. Deine Ohren sind ja beinahe normal." sprach er plump seine Gedanken aus.

Lucis lachte auf, als er Marús Reaktion mitverfolgen konnte. "Stimmt ja, du bist ja nur zur Hälfte eine Elfe." um sie aus ihrer Verlegenheit wieder heraus zuholen, lächelte der Schwarzhaarige das Mädchen breit an. "Du brauchst dich keineswegs bei mir zu entschuldigen. Ich kann gut verstehen, wie es sich anfühlen muss, in unsere Welt gestoßen zu werden." seine Augen sahen sie lächelnd an, ehe er sie passierte, um auf die gewiesene Terrasse zu zusteuern. Natürlich, hielt er allerdings nach etwas vier Schritten wieder an, um auf seine Begleitung zu warten. "Du solltest dir in aller Ruhe, die Zeit nehmen, dich und uns nun besser kennen zulernen. Auch wenn ich es mir hier ziemlich spannend vor stellen kann." wieder lachte er breit auf. "Wir sind nicht oft hier, eher sehr selten verlassen wir den Westen, aber hier war die Stimmung immer am angenehmsten." der junge Mann drehte sich auf einen Fuß, als würde er sich den nun betretenen Speisesaal das erste Mal sehen. "Es hat sich in all der Zeit nichts verändert. Wirklich verrückt." auch wenn diese Worte eher an sich selbst gerichtet waren, so grinste er dennoch breit, als würde es ihn geradezu beruhigen, dass sich nichts geändert hatte.

Lucis war ihr die Zeit über dicht auf den Fersen gewesen, nur um keines ihrer Wörter zu verpassen, auch wenn er eine Etage über ihr hätte sein können und trotzdem jedes Wort klar verstanden hätte. Anstatt sich jedoch, wie sie, auf einend er Stühle nieder zu lassen, streckte er die Arme in die Luft und atmete lautstark tief durch. "Ich glaube ich verstehe, was du meinst." mit einem verschmitzten Lächeln legte er den Kopf in den Nacken und drehte sich so um, dass er ohne Probleme in den dritten Stock sehen konnte. "Streitest du wirklich so oft mit ihm? Kann ich mir kaum vorstellen." fast nachdenklich legte er die rechte Hand unter sein Kinn, während er die Linke in seine Hüfte stemmte. "Wenn es um Geschäfte und das Revier geht, wirkt er immer so kontrolliert. Beinahe einschüchternd." trotz seiner Ernsthaftigkeit in seinen Worten, zuckte er anschließend mit den Schultern und sank seufzend endlich auch auf einen Stuhl. "Glaub mir, dieses Leben was du hier führst, ist nicht über all vorhanden." Lucis öffnete den Mund, als wolle er noch etwas hinzufügen, allerdings besann er sich etwas anderem und sah sie lächelnd an. "Wie geht es denn mit deinen Kräften voran? Ich hörte, dass du alle vier in dir trägst." Neugierde funkelte in seinen hellen Augen, als er seinen Kopf schräg legte. "Wie viele sind schon erwacht? Ich bezweifle alle, weil sonst musst du ziemlich kontrolliert sein." rechnete er ihr anerkennend an.

Lucis hatte sofort einen Teil des kleinen Tisches für sich beansprucht, wo er seine Ellenbogen abgestellt und auf seine Hände sein Kinn gebettet hatte. Mit jedem neuen Satz aus Marús Mund vertiefte sich ein Lächeln. "Es wissen alle im Rat, wie viel Kraft du besitzt." beantwortete er zu erst ihre letzte Frage. Plötzlich neugierig griff der junge Mann nach eines der Bücher und setzte sich wieder aufrecht hin, den Rücken gegen die Stuhllehne. "Es ist beiweiten kein großes Geheimnis. Genau deswegen wirst du hier ja-" er zögerte kurz, wobei seine hellen Augen flüchtig die Umgebung abtasteten. "versteckt." beendete er anschließend den begonnenen Satz. Lucis schlug den Buchumschlag um, ohne den Titel gelesen zu haben, da er bereits in Gedanken bei ihrer ersten Frage war. "Der Westen ist zerspaltet und erschöpft." noch während er diese Worte aussprach, bemerkte er, dass er damit nicht ihr Revier meinte. Sich der Zweideutigkeit seines Satzes bewusst, fügte er hinzu: "Es herrscht seit vielen Jahren Krieg." seine schlanken Finger umspielten die untere Ecke der ersten Seite, als würde es ihm beruhigen. "Man hat längst vergessen, warum dieser Krieg herrscht, warum es noch zu kämpfen lohnt. Doch man tut es und so breitet er sich immer weiter aus."

"Weil nicht nur die Wölfe und Elfen über deine Begabung wissen. Es wissen auch alle anderen. Nur die Menschen können von sich behaupten, dass sie in Unwissenheit gelassen werden." Lucis strich die Ecke glatt, welche zu seinem kurzfristigen Zeitvertreib herhalten musste. "Und ja, tue ich. Das tut jeder, wer aus dem Westen kommt, denn wir alle wollen das Leben beschützen, welches wir haben." er klappte das Buch wieder zu und drehte es herum, als läge sein Vorhaben darin, den Klappentext auf der Rückseite zu lesen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Krieg bald sein Ende finden wird. Alle kämpfen so hart darum." er hob schlagartig seinen Blick und sah sie strahlend an, als wäre ihm soeben eine fantastische Idee gekommen. "Dann kannst du uns ja auch einmal besuchen. Der Westen hat wunderschöne Städte vorzuweißen und wunderbare Bewohner." sein Lächeln war ehrlich und voller Hoffnung und doch war diese Hoffnung nicht stark genug um den bitteren Geschmack in seinem Mund zu verdecken. Hoffnung konnte blenden, dass hatte der Westen ihm selbst gezeigt, und doch war sie das einzige, was ihn nach vorne streben ließ.

"Genau das hätte ich jetzt auch vorgeschlagen." lachte er breit. "Das er irgendwann den Westen besuchen muss, lässt sich nicht ausschließen. Dies mal sind wir nur gekommen, aufgrund deiner Anwesenheit hier." Lucis schnappte nach Luft und sah prüfend nach oben, an der Hauswand hinauf. "Ich weiß gar nicht, ob ich das sagen durfte." sprach er auch schon seinen Gedanken aus, welchen sein plötzliches zögern erklärte. "Es wurde mir immerhin auch nicht verboten es zu sagen." ohne das er eine Erwiderung von Marús Seite erwartete, führte er ohne jegliche Hemmung seinen Monolog zu Ende. Bis er am Ende die blonde Elfe breit angrinste. "Aber jetzt genug von Geschäften, Kriegen und schlechter Laune. Was liest du gerade so? Du scheinst ja wirklich sehr gerne zu lesen." damit hob er das Buch in seinen Händen hoch und begutachtete es damit zum ersten Mal wirklich genau. "Ich komme gar nicht mehr zum lesen." schmollte der Wolf, ehe er seine Nachbarin mit einem Ruck anstarrte. "Das bedeutet ja, dass du schlauer bist, als ich!"

Lucis grinste breit, als Marú ihr Wissen mit dem eines Kindes verglich. "Keine Sorge, so geht es den meistens. Aber wer weiß, vielleicht würden wir ähnlich reagieren, wenn wir plötzlich in deiner Welt landen würden." sein darauffolgendes Lachen glich einem kindlichen Kichern. "Die Vorstellung ist wirklich surreal." kommentierte er sein Handeln. "Und mit meinem Worten zuvor wollte ich nur darauf hinaus, dass du zur jetzigen Zeit hier am sichersten bist. Das Wissen um deine Existenz ist noch zu jung, als dass du schutzlos draußen herum laufen solltest. Daher wurden alle Großen Vier hier her geholt." Lucis beugte sich vor, um sich mit dem rechten Ellenbogen auf dem Tisch abzustützen und die linke Hand nach Marú auszustrecken. Mit einem offenen Lächeln in den Mundwinkeln, berührte seine Zeigefingerspitze ihre Nase, begleitet mit den Worten: "Nur damit dir nichts passiert."
Der junge Mann zog die Hand wieder zurück, um sich anschließend auch wieder gerade aufzurichten. Plötzlich streckte beide Arme in die Luft und dehnte seine Muskeln, wobei er dabei auch seine Beine nach vorne ausstreckte. Mit einem zufriedenen Atemzug ließ er seine Gliedmaßen wieder fallen und grinste vergnügt und sichtlich glücklich. "Ich liebe es hier. Hier kann man immer wunderbar entspannen und alles hinter sich lassen." mit dem verklingen der letzten Worte galt sein Lächeln Marú.