Trevor
Daraufhin musste ich über beide Ohren grinsen. Da kamen auch schon unsere Koffer zu uns. Wir hievten sie gerade vom Fließband, als ein Mann im schwarzen Jacket und mit teuerer Sonnenbrille in den blonden Locken mit ausgestreckten Armen auf uns zulief. "Lars!", rief ich und umarmte ihn. Er klopfte mir übermäßig hart auf den Rücken und ließ ich dann los. "Und du bist dann sicher die berühmt berüchtigte May", sagte er und küsste sie auf die linke und die rechte Wange. Seine blendend weißen Zähne grinsten in ihre Richtung. "Ich bin Trevor's Agent Lars Underwood. Aber du kannst mich Lars nennen. Paul kümmert sich um euer Gepäck." Er deutete auf den Pagenjungen, der unsere Koffer Richtung Ausgang verfrachtete. Lars machte eine Handbewegung, um uns zu zeigen, dass wir ihm folgen sollten. Wir gingen durch den Haupteingang, wo eine kleine Menge junger Mädchen hysterisch zu kreischen begannen, als sie mich sahen. "TREVOOOR!!!", schrien sie. "Ich liebe dich!", schrie ein Mädchen, etwas links in der Masse. Zwei Photografen lichteten jede unserer Beweugungen ab. Lars stellte sich beschützend vor uns und hielt sie von uns fern. Ich nahm May's Hand, sah ihr in die Augen, und schrie dann: "Jetzt!" Wir rannten durch die Masse hindurch und standen vor meiner Limousine. Ich gab Lars einen genervten Blick. "War die umbedingt notwendig?", rief ich. Aber die Masse drehte sich plötzlich zu uns um, also stopfte ich May und mich, ohne auf den Fahrer zu warten, selbst in die Limo und schloss die Tür. Wenig später stieg Lars mit ein und wir fuhren los. Ich lächelte May etwas beschämt von der Seite an. "Das hab ich nicht erwartet. Tut mir Leid, ich hätte dich vorwarnen sollen. Woher wussten die überhaupt..." Lars fiel mir ins Wort: "Du wirst morgen Abend im Pazourtheater auftreten. Du wirst es nicht glauben. Es ist komplett ausverkauft!" Er grinste, als wäre das eine gute Nachricht. "WAS?", rief ich. "Nein! Ich bin hier, um ein ruhiges Wochenende mit May zu verbringen!"

Trevor
Ich starrte nur entsetzt auf die Tür. "Reizend.", sagte Lars mit einem siegessicheren Grinsen. "Die hast du dann erstmal los." Ich zog ihm mit der flachen Hand eins über. Fest. Aber so, dass es keine verräterische blaue Flecken hinterlassen wird. "Was fällt dir eigentlich ein, du Wichtigtuer!", brüllte ich ihn an. Er rieb seine Wange und starrte mich mit großen Augen an. So kannte er mich nicht. Ich war der still alles mitmachende Sänger, der seine Auftritte leblos an sich vorüberziehen ließ. WAR. Wut sprudelte in mir auf. Alles in mir drohte überzukochen. "Trevor- was..." Ich packte ihm am Kragen und zischte: "Der ganzen Ruhm oder was auch immer das ist, ist mir doch sowas von sche*ßegal! Das alles ging mir schon immer am A* vorbei. Ich habe nur für die Leute gesungen, weil ich sonst kein Leben mehr hatte. Seit ich in Amerika war, hab ich wieder ein Leben. Und das steht gerade da draußen, außerhab dieser verd*mmten Limousine. Ich werde morgen nicht auftreten. Ich werde vorerst GAR nicht mehr auftreten. Ich verbringe das Wochenende allein mit May und wir fahren am Sonntag wieder nach New York und du..." Ich tippte auf seine Brust. "Du bist ab sofort arbeitslos!" Genervt rief er: "Aber Trevor, was werden die Leute sagen" Ich stieß ihn unsanft von mir weg und brüllte: "Es interessiert mich nicht was 'die Leute' sagen!" Ich stieg aus und knallte die Limousinentür hinter mir zu. Seuftzend drehte ich mich um, um sie noch mal zu öffnen. "Wo ist unser Gepäck?", schrie ich. "Im Kofferraum!", schrie er zurück. "Danke", schrie ich wutentbrannt und knallte die Tür wieder zu. Der Fahrer stieg gelassen aus, gab uns unsere Koffer, stieg wieder ein und fuhr ab. May und ich standen nun mitten in der Nacht auf einer kaum befahrenen kilometerlangen Landstraße. Sie lag zwischen unendlich in die Dunkelheit reichenden Korn- und Rapsfeldern. Von dem ganzen Geschrei außer Atem stützte ich mich auf meinen Koffer ab. Wägte die Möglichkeiten ab. "Wir ähm... Wir könnten entweder zwei Stunden zu Fuß laufen, oder drei Stunden auf das Kutschtaxi warten. Oder per Anhalter fahren. Was auf dieser Straße nur... Traktoren und sowas sind, die nur tagsüber arbeiten." All diese 'Möglichkeiten' erschienen grausam. Ich spürte ihren Blick in meinem Nacken. Mit glasigen Augen drehte ich mich um. "May, es tut mir so Leid! Sowas sieht mir überhaupt nicht ähnlich... Ich... Es... Es tut mir so so Leid."

Trevor
Ich schämte mich ein wenig dafür, dass sie sich hier besser auskannte, als ich. Aber jetzt, da sie es gesagt hatte, erinnerte ich mich wieder daran. Demonstrativ nahm ich ihr den Koffer ab. Ihre Hand ließ ich genau da, wo sie war. "Was ist Pitch Perfect?", fragte ich, lief ihr aber schon hinterher.

Trevor
"Nun. Mir ist bewusst, dass als "Pitch" der Anfangston eines Stückes bezeichnet wird, auf den Akapellasänger sich einzustimmen haben. Und Perfect. Also ein perfekter Einstiegston für Akapellagruppen." Irgendwie wusste ich, dass mein Fachsimpeln keinen großen Eindruck hinterlassen würde, also fragte ich schlicht: "Also was ist das nun und was haben wir damit vor?"

Trevor
Nachdenklich nickte ich leicht. Statt zu antworten, begann ich breit zu grinsen und fing an zu singen: "Whoa! I feel good! I knew that I would! I feeeeeel good..." Vollkommen aufgeheitert tanzte ich spastmische 80er-Jahre-Bewegungen dazu und musste mich zusammenreißen, um nicht in völliges Gelächter auszubrechen.

( http://www.youtube.com/watch?v=u5HRzaOFhec ; bis ca. 40 Sekunden )

Trvor
Nach einer Weile des Tanzens ging mir schon die Puste aus, was wohl noch etwas an meiner Gesundheit lag. Ich verschnaufte kurz und 'unterbrach' dann ihren Happy-peppy-gute-Laune-Song mit einem schönen, etwas ruhigeren Lied:
"Dear Darlin',
Please excuse my writing,
I can't stop my hands from shaking,
'Cause I'm cold and alone tonight..."

http://www.youtube.com/watch?v=0_R9ZX9PEzo

Trevor
Sie unterbrach mich mit einem Lied, das auf den Regen hinwies, der auf uns herabzuprasseln begann. Regen. Warum musste es eigentlich immer regnen? Da fährt man einmal weg... Es tat mir im Herzen weh, ihren Gesang zu verstummen, aber ich tat es dennoch, denn das nächste Lied passte wie die Faust aufs Auge:

"I've got sunshine on a cloudy day.
When it's cold outside,
I've got the month of May"
(An dieser Stelle zwinkerte ich ihr zu.)
Oh, I guess you'd say
What can make me feel this way?
My girl, my girl
Talkin' 'bout my girl (my girl)


http://www.youtube.com/watch?v=UKG0xHCDKIs (-einfach zum anbeißen xDD)

Trevor
Ich kannte das Lied, dass sie gerade sang nicht, hörte aber ein "Eye of the Tiger" heraus. An dieser Stelle setzte ich ein.
"It's the eye of the tiger, it's the thrill of the fight risin' up to the challange of our rival. And the last known survivor, stalks his prey in the night..."
http://www.youtube.com/watch?v=OSnrvqpk_xQ
Ich verstummte, als ich das Baumhaus sah. Es war einige Meter von der Straße entfernt am Rand eines vor Dunkelheit schreiendes Baumhaus. "Dort ist es!", rief ich und deutete nach rechts. Wir bogen ab, und stapften mit unseren Koffern in der Hand über eine... sagen wir 'naturbelassene' Wiese. Von nahem konnte ich sehen, wie klein das Baumhaus doch war. Ich hatte es weitaus größer in Erinnerung. Wir stellten die Koffer unten ab, kletterten hinauf und zogen die Koffer aus dem nassen Gras nach oben. Es war gerade noch Platz für uns, nebeneinander auf dem Boden zu sitzen. Das harte Holz drückte in meinen Rücken und außerdem war es extrem kalt geworden. "Gemütlich", murmelte ich sarkastisch.