Trevor
Sie lehnte sich an mich an. Mir war ziemlich kalt. Auch sie zitterte kaum merklich. Ich hob meinen Arm und legte ihn um ihre Schulter, um uns zu wärmen. Meine Augenlider drohten zuzufallen. Wir hatten einen 10-Stunden-Flug hinter uns, in dem ich kaum geschlafen habe, im Gegensatz zu May. Ich gab mir große Mühe sie aufzuhalten. "Ja, es kommt mir auch viel kleiner vor, als sonst." Meine Worte waren sanft und langgezogen. Ich gähnte. Langsam wurde mir wieder warm und ehe ich mich versah, war ich eingeschlafen. Mein Gesicht lehnte leicht an ihrem Kopf.

Trevor
Geblendet von der aufgehenden Sonne flackern meine Augen langsam auf. Ein Lächeln umspielt meine Lippen, als ich mich in dem kleinen Baumhaus wiederfinde. May an meiner Seite, klammert sich um meine Brust. "Guten Morgen, Schönheit.", hauchte ich. Ihr Kopf lag auf meiner Schulter. Sie erwachte und schaute noch etwas verwirrt zu mir auf. Ihre Augen waren verschlafen, ihre Haare hingen verstrubbelt um ihr Gesicht, Makeup verschwunden. Sie sah nie schöner aus, als jetzt in diesem Moment.

Trevor
Lachend stimmte ich ihr zu und keine 5 Minuten später saßen wir am Straßenrand auf unseren Koffern und warteten auf die Morgenkutsche. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es kurz vor halb 7 war. "In ein paar Minuten müsste Vincent vorbeikommen." , sagte ich mein Blick auf May gewandt. "Vincent passt immer auf die Anlage auf, wenn ich fort bin. Er wohnt dort mit seiner Frau Linda." Wir redeten noch ein wenig. Machten uns über die komische Stewardess, die wir 'Frau Flugzeug' genannt hatten, lustig. Dann hörten wir schon in der Ferne Hufe über den harten Asphalt klappern. Als die Kutsche näher kam, winkte Vincent uns lächelnd zu. Er hatte kurze, graue Haare mit einer weitgehend freien Stirn und einen stoppligen Dreitagebart, der sich mit seinem Grinsen verzog. "Trevor!", rief er und brachte das Pferd vor uns zum Stehen. "Wie schön dich zu sehen! Was machst du hier? Und wer ist denn deine hübsche Begleitung?" "Das ist meine Freundin May aus New York." Ich lief zu dem Pferd vor und fügte hinzu: "Wir flüchten vor Lars. Er will das ich im Theater singe, aber das kann er sich wohl abschminken... Razor!" Ich wuschelte der schwarzen Araberstute durch die Mähne und klopfte ihr auf den Hals. Sie wieherte glücklich zur Antwort. "Was macht der alte Vince nur mit dir? Spannt das schnellste Pferd des Gestüts an so eine langweilige, alte Schrottkarre!"-"Hey, ich liebe diese langweilige, alte Schrottkarre.", protestierte Vincent. "Und außerdem wechsel ich die Pferde durch. Jeden Tag ein anderes." Dann sagte er, zu May gewandt: "Möchtest du ihr 'nen Apfel geben, Kleine?" "Nenn mich nicht Kleine!", gab May zurück, fing aber den Apfel grinsend auf und kam zu mir vor. "Mach deine Hand flach", sagte ich und legte meine Hand führend unter ihre. Nachdem Razor den ganzen Apfel in einem aufgeschlabbert hat rief Vincent: "Jetzt aber Hopp an Bord! Sonst verpassen wir das Frühstück!" Die Kutsche war nicht sehr groß, sodass nur wir zwei [mit unseren Koffern untendrin] hintendrauf sitzen konnten, mit dem Rücken zu Vincent. Er schlug die Peitsche auf dem Boden neben Razor auf und die Kutsche setzte sich rüttelnd in Bewegung. Ich legte die Wolldecke, die auf dem Sitz lag über unsere Beine und legte meine Arme wieder um Mays Schulter, so wie gestern Abend im Baumhaus.
Es dauerte nicht lange, da sahen wir schon die riesige Anlage von Weitem. Sie war auf eine enorm große Grünfläche zwischen Straße und dem etwa 300 Meter entferntem Wald gebaut worden. Drum herum war reine Natur. Naja, abgesehen von der kleinen Straße natürlich. Auf der rechten Seite war der große Springplatz mit jeglichen Hindernissen, die man sich nur vorstellen konnte. Dahinter waren zwei kleinere Reitplätze. Links waren, die weitläufigen Koppeln. Eine große Hauptkoppel, die fast die Hälfte des ganzen Gestüts einnahm, und 4 kleinere, für die Stuten, die gerade gefohlt haben. Dahinter am Waldrand befandt sich eine ellenlange Reihe Ställe. In der Mitte der Anlage thronte ein 4-Stockwerke-hohes Bauernhaus. In der untersten Etage waren Versammlungsräume und Verpflegungsmöglichkeiten für Reitgäste, die ihre Zimmer im 2. Stock hatten. Im dritten Stock wohnten Linda und Vincent und "Die oberste Etage gehört mir.", sagte ich, diesmal laut. Vincent lachte. "Junge, die ganze Anlage gehört dir!" Grinsend kramte ich aus meiner Handgepäckstasche Mays und meine Pässe hervor. "Wofür brauchst du denn die?", fragt May verwundert. "Oh ähm, 'Anti-Groupie-Sicherheitskontrolle'", antwortetet ich. Sie lachte, bis sie sah, dass die Kutsche vor einer Schranke hielt, die eher an eine Zollkontrollstation erinnerte, als an den Eingang eines Reitgestüts. Ich hielt die Pässe hoch, aber Ben in dem Kassenhäuschen nickte schon wissend. Die Schranke öffnete sich und in der Mitte des Parkplatzes hielt die Kutsche an. "Endstation!", rief Vincent und wartete, bis wir abgestiegen sind. "Euer Gepäck wird von Pablo hochgebracht. In zehn Minuten gibt es Frühstück bei Linda und mir." Mit diesen Worten fuhr er um das Hauptgebäude zum Stadl, um die Kutsche abzustellen. May starrte auf das große Haus, das wie ein mächtiger Berg vor uns lag. "Na? Gefällt es dir?"

Trevilein
Ich lachte und ließ mich neben ihr ins weiche Gras fallen, meine Hand so nah bei ihrer, dass sie sie nehmen könnte, wenn sie wollte. Vereinzelte Wolken zogen sich vor die Sonne. "Schau mal!", sagte ich und zeigte auf eine der Wolken. "Die sieht aus wie ein Gockel!"

Trevor
"Hey, ich bin nun mal nicht so kreativ wie mein Bruder!", sagte ich und bereute es sofort. Ich hätte sie nicht an Kyle erinnern sollen. Ich rappelte mich auf, und beendete das Wolken beobachten. Nachdem ich dem Dreck von meiner Hose geklopft hatte, reichte ich May die Hand, die sie wie immer herzlich ignorierte und selbst aufstand. "Gehen wir zu Linda. Sie wird sich sicher freuen uns zu sehen!"

Trevor
Lachend hebte ich entschuldigend die Hände. Dann leitete ich sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht in das Hauptgebäude. Die riesige Halle, die wir betraten, war schon etwas moderner als das Haus von außen wirte. Sie war mit Marmor gefliest, wodurch jeder Schritt in diesem Raum widerhallte. Wir gingen zur Rezeption, wo einer der Azubis hinter dem massiven Holztresen stand. "Mr Sherman! Das Lächeln steht Ihnen gut! Holla, wer ist denn Ihre umwerfende Begleitung?", sagte er und streckte May die Hand hin. "Maylene.", sagte ich, kurz angebunden. Wir mussten in einer Minute oben sein. Anstatt Mays Hand einfach zu schütteln, verneigte er sich und gab ihr einen überfreundlichen Handkuss. "Höchst erfreut", sagte er, die Augen auf May fixiert. Etwas störte mich an seinem Verhalten ungemein. Genervt sagte ich: "Keine Zeit zum Flirten, Ian. Linda wartet oben auf uns. Und ich brauche einen Schlüssel." Ich sah zu May und wieder zu Ian. "Zwei Schlüssel, wenn es geht. Die Flirtlaune in Ians Augen verschwand und er gab mir ein offenbar absichtlich schlecht gespieltes Lächeln und sagte. "Gewiss." Er kramte die Schlüssel aus einer Schublade hinter ihm hervor und streckte sie mir hin. Ich schnappte sie mir und wandte mich von ihm ab. Wir stiegen in den Aufzug. Zwischen der leisen Aufzugsmusik sagte ich: "Ich weiß, Ian ist charmant, groß und hat tolles Haar. Verdammt ich wüsste wirklich gern wie er die immer so glänzend hinbekommt." Ich schüttelte den Kopf. "Nunja, er ist ein Junge für 'eine Nacht'. Ein widerlicher Egoist. Lass dich nicht von seinen Schmeichelein täuschen."

Trevor
Die Türen öffneten sich vor uns und wir traten in ländlich gemütliche Rustikalität. Es gefiel mir eigentlich schon immer bei den Blogers. Linda stellte gerade einen kleinen Marmorkuchen auf den Tisch in der Mitte des Wohnraumes. Als sie sich umdrehte erschrak sie erst, doch ihr Gesicht vorzog sich schnell in ein breites Grinsen, das ihr Gesicht in leichte Falten legte. "Oh mein Gott! Trevor! Wie schön dich mal wieder zu sehen. Lass dich umarmen, mein Großer"-"Hallo, Linda!", sagte ich und klopfte ihr leicht auf die Schulter. "Das ist meine Freundin May." Linda schüttelte ihre Hand mit beiden Händen und lächelt sie freundlich an. "Schön, mal wieder Besuch zu haben.", freute sie sich. "Setzt euch, setzt euch. Der Tisch ist schon gedeckt. Vincent müsste..." - "Er kommt gleich unterbrach ich sie. "Er wollte nur noch kurz die alte Klapperkutsche abstellen, mit der er uns hergefahren hat." Sie führte uns zum Tisch der reichlich gedeckt war mit Brot und Wurst und Eiern und Kuchen und Joghurt und Müsli und Schokocrossaints.